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2,600,60,2,5000,10000,2500,20000
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Zum Sonntag   (OZ-Betrachtungen für den 12. Januar 2019)

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2019, liebe Lesenden? Vielleicht sind Sie auf der Suche nach etwas und hoffen es in diesem Jahr zu finden? Ein neues Haus, ein neues Auto, Gesundheit oder Frieden?  Ich wünsche Ihnen Sekundenglück, möglichst viel Sekundenglück.

„Sekundenglück“ – dieser Titel von Herbert Grönemeyer hat mich im letzten Herbst überrascht. Er fasst etwas in Worte, das für mein Empfinden lebenswichtig ist: die kleinen Gücksmomente, die plötzlich da sind. Es sind Augenblicke, die mich kurzfristig alles andere vergessen lassen. Das kann ein unvergleichlicher Sonnenaufgang sein, eine unverhoffte Begegnung, eine schöne Musik oder der Moment, in dem ich mich an der Knock in eine Sturmböe lehne und gehalten bin. „Und du denkst, dein Herz schwappt dir über, fühlst dich vom Senitment überschwemmt. Es sind die einzigartigen tausendstel Momente. Das ist, was man Sekundenglück nennt“, so besingt es Herbert Grönemeyer.

Solche einzigartigen tausendstel Momente geschehen. Ich kann sie nicht selbst machen. Sie sind kurz und kommen nicht so oft vor, haben aber eine nachhaltige Wirkung auf mich. Sekundenglück holt mich heraus aus stressigen Gedanken. Es schenkt Leichtigkeit für einen Moment. Es verändert die Welt nicht, hilft mir aber, sie anders zu sehen. 

Sekundenglück ist für mich ein Zeichen der Nähe Gottes. Für einen Moment wird mir klar: da ist noch mehr als ich suche, erwarte oder mir wünsche. Es erinnert mich an ein Glück, das nicht von dieser Welt ist. Jesus hat den Menschen Sekundenglück gebracht: als neugeborenes Menschenkind, dessen Anblick die Herzen berührte; als Wanderprediger, der mit seiner Botschaft von der Liebe Gottes vielen die Angst vor Gott nahm; als Auferstandener, der für kurze Zeit zeigte, dass es mehr Leben gibt, als wir uns vorstellen können. Seine irdische Existenz war kurz und  nur vorübergehend, aber sein Geist wirkt weiter in dieser Welt. Sekundenglück erinnert mich an sein Versprechen: „Ich bin jeden Tag bei euch bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28, 20)

Etta Züchner, Pastorin der Evangelisch-reformierten Gemeinde Emden

„Herzlich willkommen!“ – so werden zur Zeit viele Fremde begrüßt, die zu uns nach Ostfriesland kommen. Sie werden gerne aufgenommen. Sie kommen freiwillig und freuen sich auf die Zeit hier, denn es ist ihr Urlaub. Ostfriesland ist wunderschön und hat eine gesunde Luft.

Ostfriesland ist meine Heimat. Hier möchte ich alt werden. Trotz Wind und Wetter geht es mir hier gut! Was aber wäre, wenn ich meine Heimat verlassen müsste nicht nur für zwei Wochen Urlaub, sondern wenn ich fliehen müsste? Das ist eine schreckliche Vorstellung. Das würde mich zutiefst traurig stimmen.

Viele Menschen erleben genau das. Tausende von Menschen verlassen ihre Heimat und zwar nicht für eine Urlaubsreise, sondern weil ihre Lebenssituation extrem und lebensgefährlich ist. Sie sind verzweifelt. Sie gehen nicht freiwillig sondern aus reiner Existenzangst. Sie hoffen, etwas Besseres zu finden als den Tod.

Wenn ich fliehen müsste, auf was würde ich hoffen? Auf eine sichere Zuflucht. Auf jemanden, der mir zuhört. Auf Verständnis und Hilfe beim Neuanfang.

Nach Gottes Willen steht das Wohl solcher Menschen in der Verantwortung derer, bei denen sie wohnen sollen:Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst! (3. Mose 19, 33 – 34)

Gelingt es uns, die Fremden ebenfalls herzlich willkommen zu heißen, die als „Flüchtlinge“ unseren Dörfern und Städten in Ostfriesland zugewiesen werden? Gerade sie brauchen ein herzliches Willkommen, das sie spüren lässt: Hier darf ich sein. Hier bin ich sicher. Sie brauchen Mitmenschen, die ihnen freundlichen begegnen. Sie sind angewiesen auf Menschen, die ihnen helfen, in dem für sie fremden Ostfriesland klar zu kommen. Manchmal ist es nicht einfach, die Fremdheit zu überwinden, weil Verunsicherung und Misstrauen im Wege stehen auf beiden Seiten. Deshalb ist wichtig, einander kennen zu lernen. Die „Fremden“ sollen uns als Bewohner Ostfrieslands mit unseren Traditionen und unserer Kultur kennen und verstehen lernen. Und wir können neugierig sein auf die Impulse, die wir durch den Kontakt zu den Menschen aus anderen Nationen und Kulturen erhalten. Deshalb: Herzlich willkommen!

                                                                                     Etta Züchner, Pastorin in Emden

Das Longboardfahren ist unter jungen Menschen sehr beliebt. Ein Longboard ist ähnlich wie ein Skateboard; der Unterschied ist, dass es sich lenken lässt. Ich finde es faszinierend, wenn ich Longboarder fahren sehe. Sie nehmen Schwung, stoßen sich ab und fahren. Es sieht so leicht und beschwingt aus. Wer Longboard fahren will, muss Ausdauer haben und einen guten Gleichgewichtssinn. Da haben das Longboardfahren und das Leben manches gemeinsam. Wenn ich es genießen will, muss ich in Bewegung kommen und im Gleichgewicht bleiben. Damit das gelingt, hat Gott uns etwas Wesentliches mit auf den Weg gegeben, das im 2. Timotheusbrief so beschrieben ist: Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Verzagtheit, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Tim. 1,7)

Verzagtheit hat etwas zu tun mit Ängstlichkeit, Mutlosigkeit, Ratlosigkeit. Kraft hingegen meint die Fähigkeit, Dinge zu meistern, die uns viel Kopfzerbrechen bereiten. Kraft brauchen wir, um wieder aufzustehen, wenn uns etwas umgehauen hat. Das kann auch beim Longboardfahren passieren, dass es zu einem Sturz kommt. Aber dann muss man aufstehen und sich wieder auf das Board stellen, Schwung nehmen und weiterfahren.

Gott hat uns gegeben den Geist der Liebe. Wer sich geliebt fühlt, hat Lebensmut und Selbstvertrauen. Das gibt unserem Leben den nötigen Anschwung! Wer besonnen reagiert und handelt, lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wird nicht gleich hektisch und ist geschützt vor Überreaktionen. Die Besonnenheit ist wichtig für das Gleichgewicht und die Ausgewogenheit.

Jesus Christus hat uns gezeigt, dass ein Leben in diesem Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit viel bewirken kann. Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass Jesus und seine Freunde in unserer Zeit mit einem Longboard von Ort zu Ort unterwegs wären.

Jesus hatte die Kraft, durch sein Leben Gottes Liebe in die Welt wirken zu lassen. Er war selbst besonnen von der Liebe Gottes, so dass er im Gleichgewicht geblieben ist, als andere an ihm rumzerrten.

Er hat die Menschen spüren lassen, dass sie wichtig sind – egal ob sie groß oder klein, arm oder reich, weiblich oder männlich sind. Dafür wurde er angefeindet und schließlich umgebracht wurde. Auch da hat er sich nicht verzagt zurückgezogen, sondern, sondern ist den Weg konsequent gegangen. Er hat der Liebe Gottes ganz vertraut und hat ein neues Leben nach dem Tod gebracht.

Mit diesem Geist der Liebe, Kraft und der Besonnenheit können wir uns in die Welt schwingen auf dem Longboard Leben. Er hilft uns über Hindernisse hinweg. Er lässt uns Gefahren erkennen. Er hilft uns Entscheidungen zu treffen und so unbeschwert in voller Fahrt das Leben zu genießen.

                                                                                                              Etta Züchner, Pastorin in Emden

2.Kor 12,9

Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

 

Seit 29 Jahren sitze ich nun im Rollstuhl, erkrankt an einem langsam fortschreitenden Absterben von Nervenzellen. Schwachheit, körperliche Schwachheit ist mir mein Leben lang bekannt. Ich konnte nie so rennen wie andere Kinder, im Laufe der Zeit wurde das Treppensteigen, das Aufstehen von Stühlen immer schwieriger. Nun geht es gar nicht mehr - aber ich lebe!

Eine Beschreibung, die ich für meine Person gänzlich ablehne, ist „an den Rollstuhl gefesselt“! Ich habe den Rollstuhl als große Befreiung erlebt, so widersinnig sich das auch anhört. Ich konnte im Laufe der Zeit immer schlechter Laufen. Zunächst noch 50 Meter, dann 20 Meter, dann gar nicht mehr ohne fremde Hilfe. Ich fiel immer öfter hin. Und dann der Rollstuhl. Zunächst war ich sehr misstrauisch. Aber nach kurzer Zeit eröffneten sich mir ganz neue Welten. Ich konnte wieder in die Stadt, eine Fußgängerzone von vorne bis hinten durchqueren, ich konnte in den Park und den Wald „gehen“. Das Leben kann so wunderschön sein.

Natürlich kommen mir mitunter auch die Fragen: Warum? Warum ich? Warum diese Krankheit? Ich denke, es ist ganz natürlich, dass diese Fragen kommen. Meine Hoffnung ist, dass Gott aus allem, was wir als schrecklich und bedrückend erleben, auch wieder Positives entstehen lassen kann. Paulus hatte auch solches erlebt. Aus seinen Briefen kann man herauslesen, dass er an einer Krankheit litt. Was es genau war, wissen wir nicht. Er spricht nur von einem „Stachel im Fleisch“. Und doch weiß sich Paulus berufen. Er weiß sich von Gott angenommen und getragen. Das beeindruckt mich. Gott kann uns als seine Werkzeuge gebrauchen – egal wie stark oder schwach wir sind, egal ob wir gesund sind oder krank. Wenn Gott also dem Paulus sagt, dass seine Kraft in den Schwachen mächtig ist, und Gottes Gnade für sein Leben genug Kraft gibt, und Paulus dies annimmt, dann ist das auch für mich eine ganz starke Aussage. Meine Schwachheit ist nur eine scheinbare Schwäche, ich weiß mich von Gottes Kraft, von seiner Gnade getragen, auferbaut. Und so hat dieser Vers mir schon manches Mal wieder neue Kraft gegeben. Und diese positive Grunderfahrung versuche ich zu leben, sie in meinem Leben umzusetzen, um auch anderen Menschen Hoffnung zu geben.

Christian Züchner

Es ist schon wieder Samstag! Wo ist nur die Woche geblieben? Schlimmer noch: es ist November! Das Jahr ist bald schon wieder um!

Kennen Sie dieses Gefühl? Dann sind Sie auch ein „Beschleunigungsopfer“! Das Leben wird immer schneller, immer hektischer, ein Termin jagt den anderen, hier noch ein Treffen eingeschoben, das noch eben schnell erledigen, und selbst die „Frei-Zeit“ artet in Streß aus: sei es durch Fitness oder durch Verreisen. Jede Minute ist so kostbar geworden, dass sie geplant und effektiv genutzt werden muß. Der Takt, der unser Leben bestimmt, wird immer kürzer, oder in einem anderen Bild: Das Rad der Zeit dreht sich immer schneller. Was gestern noch topaktuell war, ist heute schon ein alter Hut. Und wir hetzen hinterher, arbeiten noch mehr und planen noch besser.

Was bleibt dann eigentlich noch vom Leben? Hält man inne und schaut zurück, dann ist es nichts als Mühe und Arbeit gewesen. Familie, Freunde, das schöne, prickelnde Leben sind auf der Strecke geblieben. Auf Dauer hält das keiner aus. Man wird unzufrieden, leer, ausgepumpt.

Ganz neue Begriffe machen nun die Runde: „Langsamkeit neu entdecken“ und „Entschleunigung“. Aber wie kann es funktionieren, das Rad der Zeit abzubremsen, die Zeit mit sich selbst in Einklang bringen?

Was an den ganzen Zeit-Managmentsystemen ja richtig ist, ist die Tatsache, dass man sich selbst und seine Zeit organisieren kann. Doch meist ist der Fehler, und hier schließe ich mich bewusst ein, dass man die gewonnene Zeit in neue Projekte steckt, also noch mehr arbeitet, anstatt sie als freie Zeit, geschenkte Zeit wahrzunehmen.

Mehr noch: Wir brauchen freie Zeiten, Aus-Zeiten für Kopf, Körper und Seele. Zeiten der Erholung, die nicht schon wieder verplant und organisiert sind. Für mich ist so eine freie Zeit der Sonntag. Ein fester Tag, um aufzuhören, aufzuhören mit Arbeit, mit festen Terminen, nicht produktiv sein zu müssen. Einfach bei mir selber zu sein, Ruhe zu finden. Das ist für mich unser Sonntag.

Natürlich klappt das nicht immer. Wir leben schließlich nicht alleine auf der Welt, manches bestimmt uns von außen. Aber es kann ein kleiner Anfang sein. Und vielleicht müssen wir dann nicht entsetzt feststellen: Wo ist bloß die Zeit geblieben?

von Christian Züchner